Passivhaus in Holz und Glas

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Haus der Bauern zeigt Holz

Die neue Hauptgeschäftsstelle des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands e.V. in Freiburg zeigt, wie ein nachhaltiges Gebäude aussehen kann: hinter einer schützenden Glashaut stimuliert Holz die Sinne. Es beherbergt Büros und Aufenthaltsräumen der 110 Mitarbeiter.

Architekt: Carl Langenbach (Werkgruppe Lahr).

Über der massiven Tiefgarage dominiert Fichtenholz aus dem Schwarzwald, ein seitliches Fluchttreppenhaus und das Haupttreppenhaus, beide quer in das 4-geschossige Gebäude integriert, sorgen für Aussteifung und Brandschutz. Bergseitig schiebt sich ein Betonkörper mit Archiv, Lager und Haustechnik in das Erdreich des Weinbergs. Durch eine schützende Haut aus geschuppt angeordneten Glasplatten ist das Holz auch von außen sichtbar.
Dazu Carl Langenbach: „Wie bei kristallinen Figuren mit ihren leichten Abknickungen, ergeben sich hier einerseits sehr lebendige, spannungsvolle Spiegelungen und andererseits auch Transparenz. Meine Architektursprache ist hier der kristalline Baukörper in Verbindung mit vertikalen Fensterelementen.“

Holzbau

Eigentlich sei der Holzbau ganz einfach ausgeführt, meint Langenbach: Man nehme zwei Stützen, lege darauf die Lastverteilung und darauf die Deckenplatten. An der Fassade schließen die Platten auf äußeren Stützen ab und auf den Stockwerken darüber geht es identisch zu.
Konkret heißt das, dass Innenstützen aus Fichten-Leimholz im 3m-Raster die beiden Leimholz-Unterzüge, die in Gebäude-Längsrichtung verlaufen, aufnehmen. Die Stützen sind stahllos in die Unterzüge gesteckt, auf denen die Deckenplatten quer zum Gebäude aufliegen. Hier betragen die Spannweiten 6-8 m, die Platten verlaufen weiter bis zur Fassade, wo sie auf Stützen ruhen, die im Abstand von 0,60 bis 1,20 m positioniert sind. Diese Stützen, ebenfalls Leimholz, wirken als schmale Wandscheiben, sind -wegen Brandschutz-Auflagen- mit Mineralwolle gedämmt, Kesseldruck-imprägniert und außen mit einem B1-Anstrich versehen. Diese Wandscheiben nehmen die Verglasung auf: alles manuell öffenbare, raumhohe Elemente mit Dreifach-Scheiben in Weißtanne. An diesen rippenartigen Fassadenlisenen sind die Glaselemente als äußerer Witterungsschutz angebracht. Dazu Carl Langenbach: „Wir wollten die Fassade nicht mit Blech, Putz oder Keramik gestalten, wie anfangs angedacht, sondern wir wollten das Holz zeigen und Glas ist dafür die einzige Methode.“

Die Decken sind Holz-Beton-Verbundkonstruktionen mit sichtbarer, massiv-verleimter Brettstapelbauweise in 22 cm Stärke, darüber eine Betonschicht zur Aussteifung und mit Leitungen zur Temperierung versehen.
Die Raumaufteilung ist Dank der großen Deckenspannweite und dem Stützensystem variabel. In der aktuellen Nutzung sind die außen-liegenden Büroräume, die individuell gestaltet wurden und unterschiedliche Größen aufweisen, durch filigrane Holz-Glas-Konstruktionen von der breiten Mittelzone getrennt. Hier befinden sich gemeinsam genutzte Bereiche, z.B. für Drucker und Archive, dazu Zonen für Besprechungen und Sitzgruppen. Die Büros sind durch Glaswände und raumhohe Schränke von einander getrennt und in den Holzstützen der Glaswand-Systeme zum Mittelbereich hin sind vertikale Beleuchtungskörper sowie die Luftzuführung / Leitungen der kontrollierten Lüftungsanlage integriert.
Die Sanitärräume befinden sich wegen der Wasserversorgung an den Treppenhäusern, ebenso die Teeküchen. Im Eingangsbereich ist ein Bistro mit kleiner Küchenanlage untergebracht. Im Dachgeschoss mit Konferenzbereichen kann man auf eine Terrasse heraus treten und den Blick nach Westen genießen.
Für das Kalzip-Dach wurde größtenteils Schnittholz verwendet.
Für Erfüllung der Brandschutz-Auflagen konnte ein problemfreies Sachverständigen-Gutachten erstellt werden, inkl. Befreiung durch Kompensationen. Statt Sprinkleranlage wurde von Langenbach die Mineralwoll-Dämmung in den Fassaden akzeptiert, dazu die Behandlung der Fassadenelemente.

Qualität bis in das Innere

Besonders Augenmerk legt Langenbach auf die Innenraum-Qualitäten:
Die hohe Transparenz über 4 Geschosse, die bis in die Mittelbereiche hinein mit Tageslicht versorgt, erstreckt sich bis in die Treppenhäuser mit teilweise offenen Deckenfeldern. Im zentralen Treppenhaus ist eine Eichenholzskulptur des Schwarzwälder Künstlers Armin Göhringer zu sehen, die das Emblem des Verbandes, eine Ähre, darstellt.
Holz ist innen sichtbar als Decken-Untersichten und Wandtafeln, auch in jedem Büro und in den Kombi-Fluren. Zur Qualität des Innenraums zählt auch die Reduzierung sommerlicher Temperaturen durch Verschattung. Dafür können außenliegende Jalousien von den Büros aus manuell gesteuert werden, in anderen Räumen greift eine Automatik ein.

Energiekonzept – Haustechnik

Das Gebäude entspricht dem Passivhausstandard, die Wärme- und Kälteerzeugung sowie der Stromverbrauch werden CO2-neutral sein. Eine Wärmepumpe ermöglicht die Wärmeerzeugung und wird von einem auf dem Grundstück verlaufenden Bach versorgt, der aus einem Tunnel im Weinberg heraus tritt und vor der Baumaßnahme nicht bekannt war. Die Wärmeübergabe und Raumkühlung erfolgen per Betonkerntemperierung. Elektrische Durchlauferhitzer sind für die Warmwasserbereitung zuständig.
Eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einem Wirkungsgrad von über 80% versorgt das Gebäude. Die Frischluftrate in den Büros wird je nach Personenanzahl und in den Besprechungsräumen in Abhängigkeit der Luftqualität gesteuert.
Das Bachwasser wird im Sommer zur Kühlung und Entfeuchtung genutzt, auch der Serverraum wird hiermit gekühlt, jedoch aus Sicherheitsgründen mit einer zusätzlichen Kompressionskältemaschine versehen. Das Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und zur WC-Spülung und Pflanzenbewässerung verwendet. Die Betreiber sind sich einig, nur zertifizierten Ökostrom aus dem öffentlichen Stromnetz einzusetzen. Präsenzgesteuerte Arbeitsplatzleuchten sorgen für Energieeinsparung. Auf dem Dach erzeugt eine Photovoltaikanlage mit 44 kWP jährlich mehr Strom, als für Wärmeerzeugung, Lüftung, Kühlung und Beleuchtung erforderlich ist.

Der Passivhaus-Standard wurde durch höchste Dämmqualitäten und Dreifach-Verglasung erreicht, dazu kamen Strom-Neutralität und Quell- und Dränwasser aus dem Berg.
Resumee des begeisterten Holzbau-Architekten: „Das Gebäude ist geprägt von der Vielfalt der hochqualifizierten Eigenschaften des Holzes. Es weist Leichtigkeit und Transparenz auf und steht für kundenfreundliche Erreichbarkeiten, flexible Büroraumsysteme, die sich durch Sparsamkeit in Form von Mehrfachnutzung auszeichnen. Das Haus der Bauern verkörpert eine einprägsame Identität.“

Jörg Pfäffinger

Architekt: www.Werkgruppe-Lahr.de

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