Vorgefertigte Fassadenelemente für energieeffizientes Bauen

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Vorgefertigte Fassadenelemente für Neubau und Sanierung

Das erste Projekt, das im Namen des Schweizer Forschungsprojektes „Coccum“ realisiert wurde, ist ein Gebäude aus den 50er Jahren in CH-Pensier, das zuletzt von Asylbewerbern genutzt wurde. Es ist das erste Mehrfamilienhaus in der französischen Schweiz, welches nach dem Minergie-P Standard saniert wurde; der Architekt war Lutz Architecte SA in Givisiez. Der Bau besteht aus einem zweistöckigigen und einem dreistöckigen Teil. Das Dach wurde entfernt, weil nach den gesetzlichen Vorschriften der Dachraum nicht als Wohnfläche ausgebaut werden durfte. Man entschied sich, diese Fläche für ein Flachdach mit Photovoltaik-Anlage und Installationsführung zu nutzen. Ohne die Gebäudegeometrie zu ändern, entstanden in einer einjährigen Massnahme verschiedene Wohnungen und eine Verwaltungsebene für die Gemeinde.

Vor der Planung wurde das Gebäude in Zusammenarbeit mit einem Geometer genau vermessen.
Dazu wurden Schablonen erarbeitet, damit, neben den vorgegebenen Eckpunkten, jede Fensteröffnung und jede Fensterecke für die Aufnahmen als präzise Punkte sichtbar waren.

Unebenheiten beim Altbau

Da die Sanierung mit grossformatigen, vorgefertigten Elementen durchgeführt wurde, waren die Unebenheiten der bestehenden Fassade (3-4 cm) bzw. der Gebäudekanten genau aufzulisten und in ein geometrisches Modell zu integrieren. Dieses zeigte das gesamte Volumen. Aus der 3D-Planung definierte Mario Jost in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro mit der 2D-Ebene vertikale Schnitte und Grundrissschnitte. Für zusätzliche Fenster, für die keine Öffnungen bestanden, wurden vom Baumeister Ausschnitte vergrössert bzw. geschaffen.

Nach verschiedenen Kontrollplänen wurde im Werk die Produktion der Fassadenelemente begonnen. Deren Aufbau: die äusserste Schicht ist eine Weichzementfaserplatte, es folgt eine 40 mm horizontale Lattung, eine 35er Weichfaserplatte, 240 mm Dämmung aus Zellulosefaser in der normalen Standkonstruktion, 12 mm OSB als Luftdichtigkeitsschicht, danach die festgelegten 50 mm als Ausgleichsdämmung der Unebenheiten aus Glaswolle, die an das bestehende Mauerwerk anschliesst.

Dabei war nicht die Herstellung der Elemente mit integrierten Fensterrahmen anspruchsvoll, sondern deren Verankerung am Backsteinmauerwerk. Dafür wurden an einigen Stellen mit Kombinationen von Betonschrauben und Klebsystemen gearbeitet.

Energieverbrauch um 90% gesenkt

Die Montage der insgesamt 1.000 m2 Elemente auf der Baustelle inklusive der Anbringung der Montagepunkte erfolgte in zehn Tagen mit Hilfe eines Lastwagenkrans, der die Fassadenteile über das Gerüst einführte. Der Stahlbauer brachte die Konsolen für die vorgehängten Balkone an, deren Vertikallasten über die Elemente abgeleitet wurden und für die Horizontallasten waren zusätzlich Gewindestangen angebracht, die in den Boden eingeleimt oder zementiert wurden.

Nach der Demontage des Gerüstes wurden die Balkonkörbe mittels Hebebühne auf die Konsolen gesteckt und fixiert.

Statt der früheren Ölheizung setzt man jetzt auf eine Erdsonden-Wärmepumpe. Das Brauchwasser wird zu 70% durch die 35 m2 Solarkollektoren erzeugt. Dank der grossen Geschosshöhen liessen sich die Leitungen der kontrollierten Lüftungen für die Wohnungen in den Decken integrieren.

Jörg Pfäffinger

Fotos: Lutz Architecte (www.lutz-architecte.ch)

 

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