Schulcampus: Glas schützt Holz

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Helle Unterrichtsräume mit Glas und Holz

(Mein Beitrag in „mikado“ 7-2020 in gekürzter Form)

Der Neubau der Ratoldus-Gemeinschaftsschule in Radolfzell besteht aus einer eingeschossigen Mensa und einem zweigeschossigen Schulgebäude mit Doppelfassade. Beide Gebäude sind Holzbauten und zeichnen sich aufgrund ihrer Transparenz durch einen hohen Tageslichtanteil aus. Der Auftrag ging an Holzbau Amann in Bannholz, Architekt war das Büro Dury + D’Aloisio Architekten BDA in Konstanz.

Das Schulgebäude ist ein konsequent umgesetzter Holzbau, bei dem eine vorgesetzte, gehängte Glasfassade die dahinter positionierte Fassade vor Witterungseinflüssen schützt. Die Holzfassade besteht aus im Wechsel angeordneten Fensterelementen und gedämmten Dreischichtplatten-Sandwichkonstruktionen, die zwischen unbehandelten Brettschichtholzstützen aus Fichte montiert sind. Die Dreischichtplatten sind in Sichtqualität außen ausgeführt und mit einem UV-Schutzmittel behandelt, das die natürliche Vergrauung des Holzes verzögert. Dabei kontrastieren die Fichtenholzständer mit den helleren Dreischichtplatten, da deren UV-Schutz wie ein Aufheller wirkt und dadurch eine Anmutung wie Weisstanne erzeugt. Der Aufbau der Elemente, die die Maße von 3,50m Höhe und max. 2,50 m Breite aufweisen: Äußere Dreischichtplatte, Ständerwerk mit 200 mm Mineralwolledämmung, Dampfbremse, Konterlattung, innere Dreischichtplatte als Wandbeplankung mit spezieller Oberflächenbehandlung. Die Anforderungen in diesem Bereich erstrecken sich auch auf die verwendeten Farben: es wurden emissionsarme und lebensmittelechte Fabrikate eingesetzt, die meist aus natürlichen Ölen, u.a. mit Orangenöl und Leinöl bestanden. Diese Hartöloberfläche härtet transparent aus, dann wurde sie geschliffen und bekam eine Endbeschichtung, damit sie gut abwaschbar ist.

Doppelfassade

Besonderheit ist bei dieser Doppelfassade, dass der begehbare Fassadenzwischenraum unten wie oben eine Öffnung nach außen aufweist. Dadurch strömt von unten Luft ein, erwärmt sich und tritt oben wieder aus, es findet immer eine gewisse Zirkulation statt, die im Sommer kühlt und im Winter durch das flach einfallende Sonnenlicht Wärme speichert. Gitterroste ergeben einen Laufgang zwischen Glas und Holzfassade für die Reinigung.

Die Doppelfassade ist begehbar

Glas schützt das Holz der Fassade

Die Decken spannen von der Längsaußenseite auf die Mittelflurwände. Umlaufend kragt die Decke über die Fassade aus und bildet das Auflager für die Glasfassade. Diese ist auf einer Metallkonstruktion vorgelagert, dabei tragen auskragende Metallarme den Gitterrost. Das Ganze ist an der Holzkonstruktion befestigt und die 2×12 mm VSG Zweischeiben-Verglasung ist mit einem Grund- bzw. Kopfprofil angeschlossen. Die Scheiben sind auf einen Abstand von ca. 1 cm zueinander montiert.

Daloisios Fazit: „Ohne das schützende äußere Glas wäre das Holz in dieser Dimension nicht sichtbar. Man hätte die äußeren Holzpfosten mit Blech, etc. verkleiden müssen, was ebenfalls Kosten verursacht hätte.“

Neubau: März 2017 bis Dezember 2018

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