Interview mit Prof. Mark Zimmermann,
EMPA in CH-Dübendorf

– Herr Prof. Zimmermann: Wie ist heute der Stellenwert der Vorfertigung bei Sanierungen?
Zimmermann: «Ich denke, die Vorfertigung von Elementen hat grosse Kapazitäten aufgebaut und baut sie weiter aus. Dabei steht jedoch der Neubau im Vordergrund, aber der wird nicht immer gleich attraktiv sein, sondern die Sanierung kann hier antizyklisch ein sehr gutes Geschäftsfeld ergeben. Sanierungen gibt es auch dann, wenn nicht mehr neu gebaut wird. Dafür sollte die Branche bereit sein, indem sie entsprechende Erfahrungen sammelt. Man kann sein Geschäftsfeld nicht einfach vom Neubau auf die Sanierung umstellen, sondern man braucht dazu Erkenntnisse.»

– Wie hoch liegt der Anteil von Neubau zu Sanierung in den Unternehmen?
Zimmermann: «Die Sanierung mach etwa ein Zehntel der heutigen Bautätigkeit aus. Dank der günstigen Kredite wird z. Zt. viel gebaut, wobei die Absicherung auf einer normalen Rendite sichergestellt sein muss. Aus Sicht der Banken und der Bauherrn sind die günstigen Zinsen attraktiv, jetzt zu investieren.»

– Sie haben ein Sanierungssystem vorgestellt – wie ist dessen Akzeptanz beim Holzbaugewerbe?
Zimmermann: «Es herrscht keine Euphorie, weil der Anteil an Sanierungen zu gering ist. Aber die Branche ist für ein derartiges System absolut offen und jede der spezialisierten Holzbaufirmen würde es einsetzen, sofern es der Bauherr oder der Architekt wünscht. Das Problem liegt vielleicht weniger bei den Holzbaufirmen, als bei den Architekten. Es braucht dort eine andere Denkweise.»

– Und wie können Architekten zu einer neuen Denkweise gebracht werden?
Zimmermann: «Das ist für mich eine schwierige Frage, weil es unsere Aufgabe es, technische, wirtschaftliche, funktionelle Lösungen bereit zu stellen. Diese in der Praxis zu implementieren, ist Aufgabe der Verbände und auch ein Stück weit der Schulung. Was wir hier tun, ist eine Erstinformation, der weitere Schritte folgen müssten. Wenn wir diese Unterlagen einem Architekten bereitstellen, dann müsste er erkennen, dass er durch dieses System viel weniger Details entwickeln muss, denn sie sind eigentlich bereits entwickelt. Darauf könnte er aufbauen und bräuchte lediglich noch seine Dimensionen bestimmen. Damit gewänne er Freiheiten, aber es ist eine neue Art zu denken und zu bauen. Das Kleben von Polystyrolplatten auf die Fassade ist nun einmal das Einfachste und Günstigste, aber es beinhaltet keinen Mehrwert, ausser dass man Energie einspart.»

– Gibt es Holzbaubetriebe, die das System bereits einsetzen?
Zimmermann: «Es gibt bereits Betriebe, die diese Technologie für Sanierungen einsetzen.»

– In den Fassadenelementen sind die Lüftungsleitungen bereits ab Werk integriert. Trauen Sie dem Holzbauer zu, neue Materialien und Verbindungen verschiedenster Materialien verarbeiten zu können?
Zimmermann: «Natürlich. Der Holzbauer ist nicht mehr der Chaletbauer von früher. Er kommt nicht darum herum, sich mit diesen Technologien auseinander zu setzen, wenn er Holz in all seinen Möglichkeiten einsetzen will.»

– Ferngesteuerte Hubschrauber zur Vermessung sind nicht jedermanns Sache – wo kann sich ein Unternehmen derartige Leistungen zukaufen?
Zimmermann: «Aktuell macht ein Zimmererbetrieb auch keine Gebäudevermessung. Man kann z.B. sehr klein anfangen mit einer Totalstation. Das ist eine Messeinrichtung, die Objekte über Laserpunkte bestimmt und ausmisst oder mit dem Laserscannen, einer flächenübergreifenden Vermessung der Fassade. Die Problematik dabei ist nicht das Messen, sondern wie danach die Planer und Ausführenden mit den Daten umgehen. Die Welt der Planung ist eine abstrahierte Welt, die ganz anderen Gesetzen folgt, wie die Realität.»

– Wo würde ein Holzbauer konkret Hilfe bekommen, wenn er in die Vermessung einsteigen wollte?
Zimmermann: «Bei einem Vermessungsbüro. Bei historischen Bauten ist das die einzige Möglichkeit, Flächen sauber zu rekonstruieren. Bei sehr präzis gebauten und dokumentierten Gebäuden lohnt sich ein Scan nicht, aber bei Gebäuden mit filigraner Struktur. Dabei werden die Daten auf das Wesentliche gefiltert, um dann verarbeitet zu werden.»