Gemeinsam statt einsam

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Generationswohnen in Arnstadt-Ost

Die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Arnstadt mbH ist ein kommunales Unternehmen, dessen einziger Gesellschafter die Stadt ist. Sie verfügt aktuell über ca. 3.300 Wohnungen und Gewerbeeinheiten. Weiterhin tritt das Unternehmen als Geschäftsbesorger für die Stadt Arnstadt bezüglich der Verwaltung von gärtnerischen und als Garagenstandorte genutzter Flächen auf.

Arnstadt (23.000 Einwohner) hat, wie zahlreiche Städte und Gemeinden in der ehemaligen DDR, den demographischen Wandel zu verkraften. Auch bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft war bzw. ist Leerstand zu beklagen.

In dieser Situation traten 2005 einige ältere Bewohnerinnen Arnstadts an die WBG heran mit dem Wunsch nach einem Wohnobjekt, in dem sie eigenständig und gleichberechtigt unter einem Dach leben wollten. „Wer, wenn nicht ein kommunales Unternehmen sollte sich dieser Frage denn stellen? Wir haben uns also zusammengesetzt und unser Portfolio betrachtet. Dabei kam die Sprache auf die damals leer stehenden zwei Gebäude aus den 1960er Jahren in Arnstadt-Ost. Sie waren unsaniert, denn sie fanden u.a. wegen ihrer Einzelofenfeuerung keinen Zuspruch mehr“, erinnerte sich der damalige WBG-Geschäftsführer Andreas Adolf bei einem Gespräch 2014. Im Stadtentwicklungskonzept von 2007 seien diese Objekte als Abriss oder andere Nutzungsform gekennzeichnet gewesen. Diese Objekte hätten damals 72 Wohnungen aufgewiesen und man habe gemeinsam festgestellt, dass zum Gelingen des Projektes eine größere Gruppe von Interessenten dahinter stehen müsste. „Wir haben dann frühzeitig erkannt, dass dieser Prozess, an dem mehrere Parteien beteiligt sind, von einer dritten Organisation begleitet werden müsste. Das Büro der Stadtstrategen aus Weimar erklärte sich dafür bereit“, ergänzte Adolf.

Vier Jahre begleiteten die Wohnstrategen das Projekt von Wohngruppe und Wohnungsbaugesellschaft, bis Anfang 2009 die Sanierung der zwei Wohnblöcke begann, die zum Jahresende fertig gestellt wurde. Dabei ging es nicht nur um den Umbau der Gebäude, es ging vor allem darum, die Vorstellungen der zukünftigen Mietergemeinschaft innerhalb der Gruppe zu konkretisieren und durch Wohnprojekt-Stammtische und Arbeitsgruppen ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Diese Mietergemeinschaft gab sich 2008 den Namen „Gemeinsam statt einsam. Generationswohnen in Arnstadt-Ost“ und fixierte ihre Ziele des gemeinsamen Wohnens in einem Statement, aus dem sich 2011 der Verein gleichen Namens ergab. Bis heute wird der Gedanke der Mietergemeinschaft weiter gepflegt und strahlt mit Aktionen in das Wohngebiet aus. Der gemeinnützige Verein bewirtschaftet die Gemeinschaftsräume und verwaltet die Mittel der Mietergemeinschaft.

Die bautechnische Sanierung

Die Sanierung hatte das Wohnen im Alter zu berücksichtigen: es ging dabei um Barrierefreiheit und um Lebensräume für Ältere und Alleinstehende, die deren bisherige Wohngewohnheiten (und den begrenzten Etat der Pensionäre) zu berücksichtigen hatten. Saniert wurde auf Niveau der ENEV, der Barrierefreiheit wurde durch die Erschließung über jew. einen Aufzug und über Laubengänge, über die man die Wohnungen erreicht, Rechnung getragen. Die automatischen Haus- und Wohnungs-Eingangstüren sowie Balkon-Zugänge und die Zugänge zur Gemeinschaftsterrasse sind schwellenlos ausgeführt und die Bäder weisen teilweise bodengleiche Duschen auf.

Farbgestaltungen erleichtern die Orientierung innerhalb der Gebäude.

Aus den ehemals 2x 36 Wohnungen entstanden 48 barrierefreie und 3 behindertengerechte Wohnungen mit Balkon oder Terrasse, mit 1,5, 2 und 3 Räumen und Flächen von 40 bis 75 Quadratmetern. Zwei größere Familienwohnungen wenden sich an jüngere Mieter – die von der anfänglichen Mietergemeinschaft gewünschte Durchmischung fand also nur in kleinerem Rahmen statt.

Die 115 m² Gemeinschaftsflächen entstanden durch einen Gemeinschaftsraum mit kompletter Küche, Büro, WC und Terrasse. Sie werden durch den Bewohner e.V. in Eigenregie betreut und verwaltet und durch einen Betrag, der der Miete aufgeschlagen wird, finanziert. Zwischen den Gebäuden steht ein Gartenhof mit Spielplatz für die Bewohner zur Verfügung, der auch öfters für gemeinsame Aktionen mit den Nachbarn des Quartiers genutzt wird: Stadtteil- und Kinderfeste sowie Tage der Begegnung haben sich inzwischen hier etabliert. Eine integrierte Gewerbeeinheit ist an einen Pflegedienst vermietet, was den Bewohnern wie auch der Umgebung und damit dem Zusammenleben entgegen kommt.
Heute leben 84 Menschen in den Gebäuden.

Anschrift: Hausgemeinschaft „Gemeinsam statt einsam“,
Rudolstädter Str. 25 und Saalfelder Str. 2, 99310 Arnstadt
Architekten: Kommunalbau Thüringen GmbH, Architektin Frau Winter
Nutzfläche: 3.262 m²
Gemeinschaftsflächen: ca. 115 m²
Gesamtkosten: 4,3 Mio. Euro

Förderungen:

-Mittel des Bundes als ExWoSt-Modellvorhaben “Innovationen für alten- und familiengerechte Stadtquartiere” (gemeinschaftlich relevante bauliche Maßnahmen und fachliche und kommunikative Prozessbegleitung/ Bewohnerbeteiligung)
-Wohnungs- und Städtebaufördermittel des Landes Thüringen, inklusive Kofinanzierung der Stadt Arnstadt
-Mittel des Thüringer Ministeriums für Soziales Familie und Gesundheit

www.wbg-arnstadt.de
www.wohnstrategen.de
www.kommunalbau-thueringen.de
www.fh-nordhausen.de

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