Hotel Säntispark

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5-geschossiger Holzbau mit hohem Vorfertigungsgrad

Das Hotel am Freizeit- und Sportzentrum Säntispark in Abtwil (bei St. Gallen) benötigte eine Erweiterung. Da das bisherige Gebäude für die Zeit des Neubaues außer Betrieb war, sollte die Zeit des Stillstandes so kurz wie möglich gehalten werden. Daher entschloss man sich früh für einen Holzbau mit hohem Vorfertigungsgrad.
Einen neuen Trakt mit 66 Zimmern und Seminarräumen als Erweiterung des bisherigen Hotels, das weiterhin Küche und Gastronomie beherbergt, orderte der Bauherr Migros.

Zimmer mit besonderer Vorfertigung

Im Seminarbereich, in dem oft die Schweizerische Fussball-Nationalmannschaft betreut wird, beherrscht eine Pfosten-Riegel-Konstruktion in Stahl die Süd- und West-Fassade.

Zwei massive Treppenhäuser mit Aufzügen führen zu den vier Gästezimmer-Geschossen. Die Idee der vorgefertigten Sanitärbereiche hatte Richard Jussel, Blumer-Lehmann Geschäftsführer. In jedem der 66 Zimmer wurde der Sanitärbereich, der quer im Raum liegt, bis zum Spülkasten vorgefertigt, alles andere kam elementiert vom Werk.
Die Decken, Böden und Seitenwände sind in Eiche ausgeführt und alles, was in Längsrichtung sichtbar ist, ist in weiß gehalten, einschließlich Bad und Holzfenster. Dabei wurden u.a. Eichen-furnierte Spanplatten und spritzlackierte Leichtbauplatten direkt auf die Holzkonstruktion montiert. Im Bereich der Betten wurde die Decke abgesenkt, um einen harmonischen Raumeindruck zu erhalten.

Jedes Zimmer ist nach Süden, mit Blick auf den Säntis, ausgerichtet und mit einem Balkon ausgestattet.

Die Fassade schließt mit Brettsperrholz in Douglasie zum Balkon hin ab, die Balkondecke ist in Douglasie furniert, da sie als nicht brennbar gefordert war.

Hohe Schallschutz-Anforderungen

Der Bauherr habe die vorgegebenen Stufen für Schallschutz noch weiter erhöht, was sich in diversen Details niederschlägt: Um z.B. ein schweres Sideboard zu befestigen, seien genau ausgemessene Hinterlagen justiert und mit Schwingungsbügeln montiert worden.

Elementiertes Bauen – spezielle Elemente für den Hotelbau

Auch die Flure wurden in die Module integriert, in denen die Rohre für Lüftung, Wasser und Abwasser vormontiert waren und an den Übergabestationen nur noch zusammengemufft wurden. Die zentrale Lüftungsanlage beliefert jedes Zimmer durch Leitungen in den Korrridoren, die Zuluft wird zwischen Bad und Aufenthaltsraum erwärmt und eingeblasen. Durch die hohe Vorfertigung im Werk sei die Materialmenge auf dem Bau wesentlich geringer und es sei nicht mehr zu Behinderungen durch angelieferte Rohre etc. gekommen. Zusätzlich wurde eine Fußbodenheizung installiert.

Holz + Vorfertigung = kurze Bauzeit

Vorfertigung erfordert Genauigkeit bei der Ausführung. Beim Hotel Säntispark habe man Fugenstärken beimk Innenausbau von 3-4 mm vorausgesetzt, eine Standardfuge von 7 mm habe bei diesem Projekt keinen Platz gehabt, so Jussel.
Die Balkone wurden vor den im Rohbau fertigen Zimmertrakt vorgesetzt, dazu wurde das Gerüst innerhalb von 1,5 Tagen versetzt. Nach dem Innenausbau konnte das 80 m lange Gebäude im August dieses Jahres bezogen werden. Holz-Beton-Verbunddecken mit liegenden Brettschichtholzträgern und abgehängten Decken trennen die Geschosse. Trotz Sprinkleranlage war REI 60 gefordert.
Die Innenwände bestehen aus Brettsperrholzplatten, auf jeder Seite eine abgelöste Schale, die im Kreuzungsbereich an Boden und Decke mit der tragenden Wand befestigt ist.

Dach und Aussenwände

Die Aussenwände bestehen aus Holz-Rahmen-Konstruktionen in R60 / EI 30 (nbb) mit einer inneren, abgelösten Schale. Bestehend aus 60 mm einer nicht brennbaren mineralischen Isolation, gefolgt von einer nicht brennbaren, schwarz gestrichenen Cetrisplatte, einem 10 mm Distanzhalter und aussen die 80 mm Fassadenlattung in Douglasie.
Die Stösse der 5 m x 2,50 m großen Elemente sind sichtbar, die gesamte Fassade zeigt keine horizontalen Unterbrüche.
Das Dach ist mit einer Balkenlage und Abdeckung mit OSB konstruiert. Die Dampfbremse und ca. 240 mm Dämmung im Gefälle wurden darauf aufgebaut. Auf das Schwarzdach folgen poröse Steinplatten und Kies, um die geforderten 45l/m2 Retension zu erfüllen.

Nordfassade als ästhetisches Highlight

Vor der Nordfassade befindet sich durchgängig eine vertikale Douglasienlattung 80 mm x 60 mm, in die zwei Wellen von 2,7 cm eingefräst sind, deren Position vom Architekten freihändig gezeichnet wurde. Dabei wurde das Holz nicht abgestuft gesetzt, sondern jeder Schnitt hat eine andere Neigung. Die Latten sind midestens an drei Punkten befestigt, damit sie sich nicht verziehen und hinter jedem Schraubenpunkt ist eine nicht brennbare Distanz hinterlegt.

„Es wird spannend, die farbliche Entwicklung und Abwitterung der unbehandelten Fassade im Laufe der Zeit zu beobachten. Gerade mit der Welle wird das ein ganz spezielles Bild ergeben, das jedes Jahr anders aussehen wird“, schließt Jussel.

Jörg Pfäffinger

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