Das Schwarzwaldhaus – neu interpretiert

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(Mein Beitrag im „Holzbau-Magazin“ 2021 in gekürzter Form)

Im Gutachtal im Schwarzwald befindet sich das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, mit eigenem Bahnhof direkt an der Schwarzwaldbahn und von der durchführenden B 33 aus gut zu sehen. Seit 2020 hat der Ort eine neue Attraktion: neben dem Museumsgelände wurde das Erlebnisdorf „Uhrwerk“ errichtet.

Im Schwarzwald-Stil erbaut, bietet es auf über 1.200 m² Gastronomie und Eventbereich mit Kuckucksuhren und anderem traditionellem Handwerk.

Ein Hersteller von Kuckucksuhren, der in der Region bereits ein Ladengeschäft betrieb, wurde Bauherr und konnte einen renommierten Koch aus der Gegend als Pächter finden.

Bauherr und Jürgen Kaspar kamen nach dem Kennenlernen überein, eine gemeinsame Planung zu starten. Es sollte etwas Schwarzwald-typisches in großem Stil werden. „Ich bat meinen Freund, Herbert Duttlinger, Geschäftsführer von Holzbau Bruno Kaiser in Bernau, Architektur, Statik und Werkplanung zu übernehmen. Er hat viel Erfahrung mit dem Bau von den gewünschten Ständer-Bohlen Häusern. Mit Rolf Boll, Architekt von Bruno Kaiser, haben wir Größe und Funktionalität festgelegt, auch ein Gastro-Berater war mit dabei,“ führt Jürgen Kaspar aus. Sein Unternehmen hatte die Bauleitung und tätigte die Ausschreibungen mit den externen Handwerkern.

Holzbau

Die Fassade im Eingangsbereich ist hoch verglast bis zum First, innen rechts ist das Geschäft für Uhren untergebracht, links die Theke für den Frühstücksbereich. Weiter hinten folgen die Gastroräume für das Restaurant und die Konditorei. Von einem „Dorfplatz“ im Zentrum des Gebäudes gelangt man zur Uhrmacherwerkstatt, gegenüber die „Vogtstube“, dann die „Brauereistube“ und das „Landhaus“ mit seinen 200 Sitzplätzen. Der Bau schließt mit dem Küchenbereich, der Anlieferungszone und dem Büro ab. Im ersten OG befindet sich der Sanitärbereich und ein weiterer großer Saal mit Öffnung bis zum First für 200 Gäste. Dahinter sind die Kühl- und Sozialräume angeordnet. Im 2. OG bis in den Dachspitz hinein ist die Lüftungstechnik und Heizung untergebracht, im 2.(3.) OG das Pelletslager.

Durch den Charakter des Schwarzwaldhofes ergibt sich eine Gebäudebreite von 30 m bei einer Länge von 55 m.

Die Außenwände weisen innen Fermacellplatten auf, es folgen die Installationsebene, Fermacell-Brandschutz-Platten (Vapor), 200 mm Ständer, gefüllt mit Steinwolle, außen Fermacell-HD-Platten, dann die Blockbohlen-Fassade mit 9 cm Stärke. Wegen Brandschutz wurde auf eine Hinterlüftung verzichtet. Von der Vapor-Ebene bis zu den HD-Platten wurden die Wandelemente mit Größen von 3×12 m im Werk vorgefertigt.

Innen stützt eine Baubuchen-Konstruktion, um die Unterzüge, die in die Decke eingebunden sind, schlank zu halten. Oben befindet sich ein liegender Bund mit Baubuche.

Im Innenbereich wurden Holzständerwände aufgestellt, die in der Gastronomie mit aufwändigen Verkleidungen (Holzbohlen, Holzschindeln, Spaltriemchen) ausgestattet sind. Die Innenwände wurden vorgefertigt und einseitig beplankt, um die aufwändige Kabelführung vor Ort vornehmen zu können.

Großflächige Verglasungen mit U-Wert 1,20 W/(m2K) im Walm und im Dach über der „Vogtstube“ sorgen für Tageslicht. Es wurde Dreifach-Isolierglas verwendet. Dank des typischen Dachüberstandes sind Verschattungen an den Fenstern (U-Wert 0,90 W/(m2K) nicht nötig.

Brandschutz war ein großes Thema. Denn bei den unterschiedlichen Nutzungsbereichen mit bis zu 600 Gästen plus Personal und diversen Kabelkanälen waren Brandschutzschotten selbstverständlich. Ein Laubengang im 1. OG mit Außentreppe dient als zweiter Fluchtweg.

Haustechnik im großen Stil

In der Küche ist eine großflächige Lüftungsdecke integriert. In diesem Zusammenhang waren die technischen Zusatzausstattungen in den Bereichen Großküche, Gastronomie, Kühlräume, Kälteanlagen, Heizung und Lüftung herausfordernd.

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