Neubau setzt Zeichen in St. Georgen

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Holzbau in anspruchsvoller Form

Der diagonal in Ost-West Richtung aufgesetzte viergeschossige ovale Bau ist aus Holz: vom EG bis zum DG wurden massive Brettschichtholz-Wände mit 16 – 24 cm Stärke eingesetzt, von außen zweilagig gedämmt mit 22 cm bzw. 28 cm Mineralwolle. Die Fassade besteht im EG und DG aus einer hinterlüfteten Plattenverkleidung mit anthrazitfarben durchgefärbten Faserzement-Fassadenplatten, die Deckenränder mit identischen Platten in weiß. Im 1. und 2. OG wurde eine hinterlüftete Plattenverkleidungssfassade mit orangefarbenen und blaufarbenen Dekor Hochdruck-Schichtpressstoffplatten auf Holzfaserbasis montiert. Davor wurden in gleichmäßigem Abstand vorgegraute Weisstannenleisten in zwei verschiedenen Formaten gesetzt. Dazu Fassadenbauer Klaus Sigrist: „Wir haben dort hochwitterungsbeständige Trespa-Platten mit Weisstanneleisten in den Formaten 30 x 30 cm und 30 x 50 cm belegt. Wir wollten, gerade hier im Schwarzwald Weisstanne als unser heimisches Holz zeigen. Das Holz haben wir auf die Trespa-Platten montiert, von denen es pro Stockwerk 28 Platten von 1,25 x 2,70 m gibt und jede Platte wies 130 Bohrlöcher auf. Die Holzleisten wurden von der Rückseite her montiert, damit es keine Verschraubung auf der Sichtseite gibt. Kunststoff-Distanzscheiben sicherten dabei den konstruktiven Holzschutz, damit eingetragener Schlagregen abtrocknen kann. Außen kamen kopflackierte Fassadenbauschrauben zum Einsatz. Aufgrund der hohen Härte der Platten mussten wir Spezialbohrer und Spezialsenker bestellen. Diese vormontierten Elemente wurden per Kran an die Fassade gebracht.“

Der Regenschutz der Fassade in Zeiten der Montage war ein fast tägliches Thema. Es war zu erfahren, dass die Brettsperrholzelemente mit der Rahmenkonstruktion, die die Dämmung später aufnahm, nicht 100%ig trocken bleiben musste, aber nachdem die Mineralwolle-Dämmung eingebaut worden war, sei es zu gewährleisten gewesen, dass in diese Elemente absolut kein Wasser eindringen konnte. Es sei kein Provisorium, sondern der finale und dauerhafte Zustand zum Schutz notwendig gewesen. Dieser sei erreicht worden, indem nach Einbringung der Dämmung vom 3. OG nach unten hin gearbeitet worden sei. Das Dach sei schon montiert gewesen und hätte damit Schutz geboten.

Zum Brandschutz wurde gesagt, dass in der Fassade geschossweise getrennte Hinterlüftungsebenen als Brandriegel gesetzt worden seien. Brandschutz sei ein herausforderndes Thema gewesen, weil der Fassadenaufbau sehr komplex gewesen sei. Und natürlich hätten Materialien verarbeitet werden müssen, die eine entsprechende Produktzulassung aufwiesen.

Holz auf vier Geschossen

Die vier Geschosse sind jeweils 3,50 m hoch, so dass sich eine Gesamthöhe des Holzbaus von 14,30 m (ohne (UG) ergibt. Das zweite und dritte Geschoss mit je 328 m² kragen über das 275 m² große EG hinaus, das DG tritt mit 241 m² wieder zurück. „Durch die Auskragungen ergeben sich spezielle Lasten, die im Detail bearbeitet werden mussten. Daher weist die massive Brettschichtholzdecke über dem EG aus statischen Gründen eine Stärke von 32 cm auf“, sagt Zimmerer Martin Ohnemus, der für Bendler Holzbau vor Ort war. Auf der 112 m² großen Dachterrasse kann in den Pausen der Blick auf den Schwarzwald genossen werden. Über diese ist auch die als zweiter Rettungsweg erforderliche separate Stahl-Fluchttreppe erreichbar.

Die Decke über dem DG besteht aus 24 cm massivem Brettsperrholz, einer Mineralwolle Gefälledämmung, bituminöser Abdichtung, Bekiesung und einem PV-System.

Außen- wie Innenwände bestehen aus Segmenten von 1,20 bis 1,25 m Breite, was der ovalen Bauform geschuldet ist. „Das im Innern sichtbare Holz ist unbehandelt. Holz ist am ehrlichsten, wenn man es in Natur zeigt und außerdem ist der typische Holzgeruch für die meisten Menschen angenehm. Das hat der Bauherr mitgetragen. Die Holzböden wurden lediglich geölt. Zum Schallschutz wurden Akustikdecken aus 19 mm Fichten-Leimholzplatten mit in Faserrichtung gefrästem Nutenraster mit Fließmatten hinterlegt und die Innenwände mit Plattenmaterial verkleidet“, sagt Ketterer und Ohnemus ergänzt: „In der Regel ist beim Holzbau produktionsbedingt nur eine Seite die Sichtseite, wenn beide Seiten sichtbar sein sollen, wird vor Ort eine Sichtoberfläche angebracht. Es gibt hier Wandbereiche, die beidseitig sichtbar ausgeführt wurden.“
Die Deckenlasten werden im Bereich der Pfosten-Riegel-Verglasung und der Längsachse durch Stahlstützen abgetragen. Im Bereich der Längsachse und des EG-Showrooms werden die Deckenlasten über Stahlträger auf Stahlstützen übertragen.

Bautafel

Architekt:
Architekturbüro Ketterer, 78126 Königsfeld-Neuhausen, architekturbuero-ketterer.de
Fassadenbauer: Sigrist Holzbau KS, 78112 St. Georgen, ksholzbau@gmx.de
Zimmerer: Holzbau Bendler GmbH, 77787 Nordrach, holzbau-bendler.de
Brandschutz: Ingenieurbüro für Brandschutz Bartel, 77960 Seelbach
Schallschutz: Büro für Schallschutz Dr. Jans, 77955 Ettenheim
Statik + Wärmeschutznachweis: Isenmann Ingenieure GmbH, 77716 Haslach

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